DIN 77230 Chance oder Verdrängung für CFP´s?

Die DIN 77230 regelt die Finanzanalyse privater Haushalte und ist noch recht jung. In der Finanzplanerbranche wird diese Norm heftig diskutiert. Bedenken wie: „Macht die DIN-Norm die Finanzplanung überflüssig?“ oder „Gibt es in zwei Jahren Finanzplanung nur noch auf niedrigstem Niveau!?“ hört man dieser Tage häufig von etablierten Finanzplanern. Doch sind diese Bedenken berechtigt?

Ich denke NEIN. Die DIN 77230 regelt zunächst einmal nur eine standardisierte Datenaufnahme im Beratungsprozess. Ziel ist es, den Kunden wirklich ganzheitlich zu erfassen. Auf Basis der Datenaufnahme werden dann „Versorgungslücken“ ermittelt. Dies sind jedoch nur Empfehlungen und auch die anzustrebenden Lösungen sind weiterhin höchst individuell zu betrachten. Die Norm sollte dazu führen, dass der Kunde anbieterunabhängig die gleichen Analyseergebnisse für seinen Bedarf erhält. Wie dieser gedeckt wird und welche Möglichkeiten darüber hinaus bestehen, bleibt dem Berater überlassen.

Professionelle Finanzplanung wird also nicht überflüssig. Im Gegenteil! Durch die die Verabschiedung der DIN-Norm hat die Finanzplanungsbranche endlich die Gelegenheit das Thema „ganzheitliche Kundenberatung“ bekannter zu machen. Der DIN-Standard wird mit Sicherheit auch dazu führen, dass ganzheitliche Beratung stärker gelebt wird. Dafür sorgt alleine das starre Datenaufnahmekonzept.

Die Königsdisziplin bleibt jedoch weiterhin der vollumfängliche Finanzplan oder der fachlich anspruchsvolle Themenplan.

Sehen wir also die DIN-Norm als Chance für unsere Zunft und nicht als Bedrohung. Wer weiß, eventuell öffnet das Thema zukünftig auch mehr Mandanten für honorarbasierte und unabhängig Finanzplanung.  

Marcel Reyers, CFP