Immer noch wird Finanzplanung in vielen Banken gegen Honorar und die Umsetzung anschließend gegen Provision angeboten. Manche Anbieter verrechnen das vom Kunden gezahlte Honorar bei Umsetzung mit den zu zahlenden Abschlussprovisionen, andere kassieren doppelt. Darf man das?
Rechtlich funktioniert dies in Deutschland weiterhin wunderbar. Ethisch finde ich diese Praxis fragwürdig. Die Frage ist doch, wie unabhängig und mandantenorientiert kann ein Finanzplan wirklich sein, dessen Umsetzung dem Berater weitere Provisionen von Produktanbietern in Aussicht stellt. Handelt es sich dann wirklich noch um einen „sauberen“ Finanzplan oder ist dieser nicht vielmehr Akquiseinstrument oder Verkaufshilfe? Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass viele Banken auch die Erträge nach Umsetzung der Finanzplanung gezielt controllen und den Wert der Finanzplanung nach diesen bemessen. Finanzplaner lassen sich dann von Ihrem Betrieb „feiern“ für möglichst hohe Umsetzungsgebühren. Nach ethischen Komponenten fragt hier niemand mehr.
Unsere Branche sollte sich – gerade in der heutigen Zeit nach Einführung von Mifid 2 und öffentlichen Diskussionen um unsere Branche – lieber auf den Kunden fokussieren und seine Ziele und Wünsche in den Mittelpunkt der Planung und Beratung stellen. Dies fällt leichter, wenn im Hinterkopf nicht die Provisionen für die Umsetzung des Finanzplans spucken. Eine saubere Honorarberatung bietet hier klar die interessenskonfliktfreiere Lösung für den Finanzplaner an.
Marcel Reyers, CFP